Elberadtour 2023 – Von der Quelle bis Cuxhaven

Mittwoch, 17.05.2023

Tag 1

Mit dem Zug von Cuxhaven nach Prag, und weiter bis Kolín

Es ist Mittwoch, der 17. Mai 2023, 5:49. Nachdem ich im letzten Jahr die Elberadtour 160km vor dem Ziel wegen Dauerregen abgebrochen habe, starte ich jetzt meinen zweiten Anlauf, die Elbequelle mit dem Fahrrad zu erreichen. Allerdings dieses Mal anders herum: Ich fahre zunächst mit dem Zug bis Prag und dann von dort aus zur Elbequelle. Danach geht es mit dem Fahrrad über den Elberadweg wieder zurück nach Hause. Insgesamt werde in in den acht Tagen bis zum 24. Mai rund 1100 km zurücklegen. So zumindest der Plan.

Fahrrad im Zug

Die Reise startet um 5:49 mit dem Metronom von Cuxhaven nach Hamburg Hauptbahnhof. In Hamburg angekommen habe ich eine gute Stunde Zeit zum Umsteigen in der Euro-City EC379 über Berlin nach Prag. Also alles völlig entspannt. Im Gegensatz zum Vorjahr brauche ich mein Fahrrad nicht aufzuhängen, sondern kann es ganz einfach an der Seite abstellen und zusätzlich mit einem mitgebrachten Spanngurt an einem Sitz festzurren. So kann ich sicher sein, dass das Fahrrad sicher steht und kann mich ganz entspannt zu meinem reservierten Sitzplatz begeben.

Bahnhof Prag

Pünktlich um 15:35 komme ich auf dem Hauptbahnhof von Prag an. Erstmal das wichtigste erledigen: Einen Aufkleber von Prag für meinen Koffer besorgen und ein paar Tschechische Kronen aus dem Automaten ziehen. Dann geht es auch schon auf die Piste. Vor mir liegen 61 km bis zu dem Hotel in Kolín, wo ich letztes Jahr die Tour abgebrochen habe. Sozusagen als Warmup für die Stecken, die die nächsten Tage folgen werden. Obwohl… aufwärmen ist ja mal garnicht. Es ist einfach nur Schweinekalt. Aber es ist wenigstens trocken. Biker, die ich getroffen habe, berichteten mir, dass es die letzten Tage fast nur geregnet hat. Dann will ich mich mal nicht beschweren. Die nächsten Tage soll es ja wieder etwas wärmer werden.

Morgen Früh geht es dann weiter Richtung Elbequelle. Genauer gesagt bis ca. 25km vor die nach Hohenelbe, von wo aus ich übermorgen die Quelle besuchen möchte.

Donnerstag, 18.05.2023

Tag 2

Von Kolín nach Hohenelbe

Heute steht die erste größere Fahrradetappe an. Es geht von Kolín 156 km nach Vrchlabí, oder auf deutsch Hohenelbe. Das Wetter heute ist trocken aber nach wie vor ziemlich kalt. Nachdem ich mich bei Lidl (den gib’s ja inzwischen überall) mit meine Tagesration Bananen, Äpfel und Wasser eingedeckt habe, starte ich ganz entspannt kurz vor 11:00 Uhr.

Nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen habe, führt die Route überwiegend über unbefestigte Wege direkt am Elbufer. Die Landschaft ist zwar wunderschön, aber teilweise sind die Wege fast nicht passierbar, was einem zügigen Vorankommen nicht gerade förderlich ist. Es ist kaum zu glauben, dass es sich bei dem Foto um den offiziellen ausgewiesenen Elberadweg handelt.
Im weiteren Verlauf werden die Wege allerdings deutlich besser. Lange Strecken verlaufen auch direkt entlang dem Ufer, sind asphaltiert und hervorragend zu fahren. Auch ohne Navi kann man dem Elberadweg auf diesem Streckenabschnitt leicht folgen. Man muss lediglich den kleinen gelben Fahrradwegweisern mit der 2 Folgen.

Die Strecke führt zunächst nach Osten dem Verlauf der Elbe folgend. Ich hatte kurz überlegt, den direkten Weg nach Hohenelbe zu fahren. Die Stecke wäre fast 50 km kürzer gewesen, aber das fühlte sich irgendwie nicht richtig an. Schließlich geht es ja um den Elberadweg. Hohenelbe liegt 310 m Höher als Kolín. Dennoch sind die Steigungen und Abfahrten überwiegend moderat und gut zu bewältigen.

Kurz hinter Dvûr Králové Bad Laben nach ca 120 km komme ich ich an die Talsperre Les Království und bin von der Architektur geradezu überwältigt, was mich bewogen hat, mal etwas mehr über diese Talsperre zu erfahren: Die Pläne entstanden 1897 nach einem verheerenden Elbehochwasser. Die Talsperre wurde dann nach einer Unterbrechung durch den ersten Weltkrieg im Jahre 1920 als größte Talsperre Tschechoslowakiens fertiggestellt. In erster Linie sollte sie dem Hochwasserschutz dienen, wurde aber auch mit einem Wasserkraftwerk mit heute bescheiden anmutenden 1,2 Megawatt ausgestattet und sollte auch als Wasserspeicher für Trockenzeiten dienen.

Um 18:30 erreiche ich mein Hotel in Hohenelbe.

Aus dem Fenster schaue ich direkt auf die Elbe. Wenn man in Cuxhaven ein Hotelzimmer mit Blick auf die Elbe hat, ist „dicke Pötte gucken“ angesagt. Davon ist hier 20 km hinter der Quelle aber noch nichts zu ahnen. Das Flüsschen hat hier gerade einmal ein Breite eines etwas größeren Entwässerungsgrabens.

Freitag, 19.05.2023

Tag 3

Von Hohenelbe zur Elbequelle und wieder zurück

Heute steht der für mich wichtigste Teil der Reise an: der Besuch der Elbequelle. Von Hohenelbe gibt es zwei Routen, über die man die Elbequelle erreichen kann. Die westliche Zufahrt führt über Oberschüsselbauden (Landesname: Horní Misećky), die östliche Zufahrt führt über Spindlermühle (Špindlerūv Mlyn). Ich fahre über Oberschüsselbauden hin und über Spindlermühle zurück.

Die Hinfahrt über Oberschüsselbauden zur Elbequelle

Vor mir liegen 28 km. Das hört sich zwar wenig an, allerdings muss ich einen Höhenunterschied von fast 1000 Metern bewältigen. Die Elbe entspringt in eine Höhe von 1386m. Auch mit Elektrounterstützung ist das mit dem Liegerad eine Herausforderung. Zum Einen muss man dem Motor schon gut unter die Arme greifen, um ihn nicht zu überlasten und Batterie zu sparen. Zum Anderen kann man auf einem Liegerad nicht, wie bei einem „normalen“ Rad, in den Wiegeschritt gehen, um das Körpergewicht zu nutzen. Mit einen Liegerad muss man die Kraft komplett aus den Beinen mobilisieren. Einer der wenigen Nachteile des Liegerads.

Schon gleich nach dem Start in Hohenelbe bekomme ich es mit langen Steigungen bis zu 15% zu tun; ein Vorgeschmack auf das, was vor mir liegt. Nach kurzer Zeit habe ich aber einen tollen Blick zurück auf Hohenelbe und die wunderschöne Landschaft, was mich für die Strapazen entschädigt.
Je weiter ich vorankomme, desto schöner werden die Ausblicke. Ich könnte hinter jeder Kurve anhalten und noch ein Bild machen. Aber ich möchte ja heute noch ankommen.
Auf einer Waldlichtung 5 km vor den Ziel halte ich an und lasse die Drohne steigen, um ein paar schöne Panoramaaufnahmen zu machen. Ich werden sie später hier zufügen.

Kurz von dem Ziel kommt der schwierigste Teil: Eine ca. 4 km lange Serpentine mit einer permanenten Steigung von 8 – 11%. Dann erreiche ich endlich das Hotel Labská bouda direkt an der Elbequelle. Hier lasse ich das Fahrrad stehen und laufe die letzten 1,5 km zu Fuß. Inzwischen sind am Himmel bedrohlich dunkle Wolken aufgezogen. Ich kann nur hoffen, dass das darin gespeicherte Wasser auch da oben bleibt.

Auf dem Weg zur Quelle wird es immer nebeliger. Die Quelle selbst ist in weiß-grauem Dunst eingehüllt. Man kann kaum 10 Meter weit gucken. Der Plan, hier mit der Drohne ein paar spektakuläre Aufnahmen zu machen, hat sich damit wohl erledigt.

Ein paar Worte zur Elbquelle selbst. Dort wo man hinkommt, ist nicht der eigentliche Ursprung der Quelle. Der liegt etwas entfernt in den sogenannten Elbwiesen, im für Besucher gesperrten Naturschutzgebiet. Stattdessen ist hier die symbolische Elbequelle in Form eines großen Brunnens zu sehen. Naja… wenn man ihn sehen kann. Aktuell ist er nämlich noch unter einer dicken Schneedecke begraben. Ok, Brunnen ist nicht zu sehen, eine Nebelsuppe wie in einem Londoner Hitchcock Krimi. Aber egal, ich bin da und das zählt.

Links im Bild sieht man die „Wappenwand“. Hier sind Mosaike aller wichtigen Städte installiert, an denen die Elbe auf Ihrem Weg vom Riesengebirge bis zur Nordsee vorbeifließt. Interessanterweise ist sogar Otterndorf hier verewigt.

Die Rückfahrt nach Hohenelbe

Zurück geht es nun über Spindlermühle. Zunächst muss ich die bereits erwähnte Serpentine wieder herunter, um dann über eine Querverbindung nach Spindlermühle zu fahren. Aber bei der Abfahrt ist Vorsicht geboten, um die Bremsen nicht zu überhitzen. Laufen lassen geht nicht, weil ich dann innerhalb kürzester Zeit Geschwindigkeiten jenseits der 60 km/h erreichen würde. Das könnte auf eine Serpentinenstraße zu einer akuten schmerzhaften Asphaltallergie führen. Also gilt es, gar nicht erst zu schnell zu werden. Deshalb halte ich die Geschwindigkeit bei 20 km/h. Ein Zwischenstopp mit Berührungstest zeigt, dass selbst dabei die Bremsscheiben so warm werden, dass man sie lieber nicht mehr berühren sollte.

Am Ende der Serpentinenstrecke führt ein Weg links ab Richtung Spindlermühle. Wenn man das überhaupt als Weg bezeichnen kann: Eine Geröllpiste mit einem Gefälle von 15% und mehr. Ganz langsam mit etwas über Schrittgeschwindigkeit lasse ich mich den Hang herunter und muss immer aufpassen, dass ich mich nicht langlege.
Aber unten in Spindlermühle angekommen beginnt der Spaß. Ab hier folgt die Hauptstraße dem Lauf der Elbe. Naturgemäß geht es dadurch auch permanent bergab. Aber eben moderat, sodass ich das Rad einfach laufen lassen kann und im höchsten Cruise-Gang noch ein bisschen nachhelfe. So gleite ich fast 10 km mit 40-50 km/h meinem Hotel entgegen. So macht Radfahren richtig Spaß.

Mein Fazit des Tages: Ein Besuch der Elbequelle lohnt sich auf jeden Fall. Auch wenn man vielleicht dort nicht das zu sehen bekommt, was man vielleicht von eine Quelle eines Flusses erwartet, auf dem im späten Verlauf Ozeanriesen verkehren. Allein die atemberaubende Landschaft des Riesengebirges rechtfertigt die Strapazen, die man dafür auf sich nehmen muss. Im übrigen ist es auch zu Fuß im wahrsten Sinne des Wortes kein Spaziergang, sondern ein Fußmarsch, für den schon etwas Kondition erforderlich ist. Aber wie gesagt: Es lohnt sich.

Samstag, 20.05.2023

Tag 4

Hohenelbe nach Dresden

Heute geht es wieder Richtung Heimat. Meine erste Station auf dem Weg von der Elbequelle nach Cuxhaven ist Dresden.
Die Stecke beträgt 180 km. Am Ende bin ich sie mit einer reinen Fahrzeit von 6 Std. 26 bei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,1 km/h bei überwiegend strahlendem Sonnenschein gefahren. Endlich konnte ich die warmen Klamotten gegen eine kurze Hose und eine leichtes Trikot tauschen.

Der Verlauf der Strecke ist ein ständiges auf und ab mit langen Anstiegen und ebenso langen Abfahrten. Leider sind die Abfahrten steiler, als dass ich das Rad laufen lassen kann. Schade, denn so geht die bei den Aufstiegen aufgewendete Energie bei den Abfahrten als Wärme durch das Bremsen verloren. Aber Spaß hat es dann doch gemacht, das Rad mit teilweise über 50 km/h die langen Abfahrten über mehrere Kilometer die Berge herunter rollen zu lassen und nur ab und zu die sprichwörtliche Reißleine zu ziehen. Ich bin nur froh, dass ich aufgrund meiner Erfahrungen im letzen Jahr größere Bremsscheiben eingebaut habe. Als Flachland-Radler wahr mir nicht bewusst, welchen Stellenwert Bremsen in bergigen Regionen haben und wie heiß Bremsscheiben werden können.

Nach ca. 40 km erreiche ich einen Aussichtspunkt, von dem aus man bei perfekter Fernsicht den 40 km entfernten 1235 m Hohen Medvedin bei Horní Misečky sehen. Im Bild mit dem roten Pfeil gekennzeichnet. Der aufmerksame Lesen erinnert sich, dass es von hier aus noch 5 km bis zur Elbquelle sind.

Bei Bad Schandau überquere ich wieder die Grenze nach Deutschland. Hier hat die Elbe bereits eine beachtliche Breite und ist hier auch bereits schiffbar, wenn auch nur mit Schiffen, die speziell durch eine geringen Tiefgang dafür ausgelegt sind. Letztes Jahr war Bad Schandau meine letzte Station, von wo aus ich die Rückreise mit den Euro-City angetreten habe.

Um 17:30 erreiche ich mein Hotel in Dresden. Dachte ich zumindest. Allerdings stehe ich vor einem Hotel, dass ich mir in der frühen Phase der Planung ausgeguckt habe. Letztendlich hatte ich aber ein anderes Hotel gebucht, weil in dem Hotel keine sichere Einstellmöglichkeit für das Fahrrad bestand. Ich hatte versäumt, die Adresse im Routenplaner (ich nutze übrigens Komoot) zu ändern. So musste in noch einmal 6 km quer durch die Stadt zu meine richtigen Hotel radeln. Dumm gelaufen.

Sonntag, 21.05.2023

Tag 5

Dresden nach Lutherstadt Wittenberg

Heute steht die Fahrt nach Lutherstadt Wittenberg mit 176km auf dem Programm. Der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre. Bereits morgens um 9.00 ist es so warm, dass ich mich für Kurze Hose und kurzärmeliges Trikot entscheide. Ich hatte am Vortag nicht bedacht, dass heute keine Geschäfte geöffnet haben und mich nicht mit Proviant für die Fahrt eingedeckt. Also steuere ich die nächste Tanke an, um dort zu überteuerten Preisen ein Laugenbrötchen, ein paar Müsliriegel und Iso-Drinks zu erstehen. So gerüstet mache ich mich auf Richtung Wittenberg.

Die Fahrt geht zunächst durch die Innenstadt von Dresden bis ich den Elberadweg erreiche. Ich fahre dieses Mal auf der Ostseite der Elbe. Die Wege direkt am Elbufer sind größtenteils asphaltiert und hervorragen zu fahren. Allerdings ist das Fahrradaufkommen heute an diesem herrlichen Sonntag relativ hoch. Paare, die nebeneinander fahren und meinen, das 15 km/h eine angemessene Reisegeschwindigkeit ist, nerven ein wenig. Schön, dass ich so eine laute Hupe habe. Freunde habe ich mir damit allerdings wohl eher nicht gemacht 😜

Vorbei geht es an Meißen, das am gegenüberliegenden Elbufer mit seiner Burg und dem dahinter liegenden Dom einen tollen Anblick bietet. Letztes Jahr habe ich in Meißen übernachten und bin die Treppen zum Dom hinaufgestiegen. Der Blick von dort oben auf die Stadt ist einfach genial. Wir Flachländer kommen ja eher selten in den Genuss, von oben auf eine Stadt zu schauen.

Um kurz vor 18:00 erreiche ich die Lutherstadt Wittenberg. Ich habe mich wieder im selben Hotel wie im letzen Jahr, der denkmalgeschützten Cranach-Herberge direkt am Marktplatz der Stadt, eingebuchtet. Das Hotel ist ideal für Radreisende. Im Innenhof steht eine Fahrradgarage zur Verfügung, zu der man mit dem Zimmerschlüssel Zugang erhält. Das Hotel ist nur 200m von der berühmten Schlosskirche, an dessen Tür Martin Luther seine 95 Thesen genagelt haben soll.

Das Bild zeigt den Markplatz in Wittenberg direkt vor dem Hotel

Morgen soll es ähnlich warm werden wie heute: Bis zu 27°C. Nach den ersten kalten Tagen habe ich richtig Glück mit diesen sommerlichen Temperaturen Ende Mai. Da ich Morgen über 190 km nach Stendal zu fahren habe, werde ich um 6:00 aufstehen, um die Tour früh beginnen zu können. Die reine Fahrzeit wir ca. 7h betragen. Mit Pausen werden ich also ungefähr neun bis zehn Stunden unterwegs sein.

Montag, 22.05.2023

Tag 6

Lutherstadt Wittenberg nach Stendal


Und weiter geht es Richtung nach Hause. Die nächste Station ist Stendal. Geplant sind hierfür 195 km und ist damit die längste Etappe meiner Reise. Um 6:00 klingelt der Wecker. Um 7:00 ist das Fahrrad bereits gepackt und abfahrbereit. Nach dem Frühstück geht es dann um kurz nach halb Acht los.
Um 8:35 stehe ich bereits vor der Fähre Coswig zur ersten Elbüberquerung. Drei Mal werde ich die Elbe auf der heutigen Tour überqueren. Dummerweise nimmt die Fähre erst um 9:00 Ihren Dienst auf, sodass ich erstmal Pause habe. Grundsätzlich mache ich alle 30 km, also etwa einmal pro Stunde eine kleine Pause. Insofern passt das ja.

Nach etwa 50 km bei Dessau komme ich an diese hölzerne Brücke. Es handelt sich um die „Jagdbrücke“ über die Mulde. Sie inspiriert mich, die Drohne auszupacken und ein paar schöne Bilder aus er Vogelperspektive zu schießen und einen Unterdurchflug zu filmen.

Die zweite Fährüberfahrt erweist sich als ziemliche Pleite. Am Fähranleger in Breitenhagen angekommen ist weit und breit keine Fähre zu sehen. Ein Schild verrät mit, dass sie wegen Revision in der Werft ist. Also muss ich einen Umweg von 12 km in Kauf nehmen, um zu der nur 2 km flußabwärts fahrenden Fähre bei Barby zu kommen. So werden es am Ende der ohnehin langen Tagenstrecke stolze 207 km.

Bei Magdeburg überquert der Mittellandkanal die Elbe durch eine gigantische Trogbrücke.

Nach einer reinen Fahrzeit von 7 Stunden und 15 Minuten erreiche ich nach 207 km das Altstadt-Hotel in Stendal mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,5 km/h.
Heute tut mir tatsächlich mal mein Allerwertester weh. Na ja, nach über sieben Stunde auf dem Liegesitz wohl auch nicht sehr verwunderlich.
Morgen wird es wohl nicht mehr so warm wie heute. Eventuell muss ich auch damit rechnen, dass es von oben feucht wird. Der Wind dreht auch von Ost auf Nordwest. Bisher hatte ich den Wind hauptsächlich von rechts oder von hinten. Morgen darf ich mich dann wohl auf überwiegenden Gegenwind „freuen“. Naja… ich werde es im wahrsten Sinne des Wortes erfahren.

Dienstag, 23.05.2023

Tag 7

Von Stendal nach Lauenburg

Heute hat es sich, wie erwartet, erledigt mit dem schönen Wetter. Es ist deutlich kühler als die letzten Tage und es sieht aus, als wenn es jeden Moment anfängt zu regnen. Deshalb entscheide ich mich kurzerhand, nicht konsequent dem Elberadweg zu folgen, sondern plane den direkten Weg von Stendal nach Lauenburg. So werden aus den ursprünglich geplanten 189 km schlanke 147 km, also etwa eineinhalb Stunden weniger Fahrzeit.

Pünktlich zur Abfahrt fängt es dann tatsächlich an zu nieseln. Also neben der Softshell-Jacke auch noch die Hose gegen die wasserdichte Softshell-Hose getauscht. Die ganze Strecke über wechseln sich dann leichter Niesel, kurze Trockenphase und stärkerer Regen ab. Dazu ein mehr oder weniger starker und böiger Wind aus Nordwest. Wenn die Route Richtung Nordwest verläuft, ist das schon ziemlich blöd. Wenn dann noch der Regen bei gefühlten 8° ins Gesicht peitscht, fällt mir keine jugendfreie Bezeichnung mehr dafür ein.

Der absolute Hohn stellt sich dann kurz vor der Ankunft ein: etwa 10 km vor Lauenburg werden die tiefgrauen Wolken immer heller. Manchmal schaut auch ganz vorsichtig die Sonne raus. Als ich das Hotel erreiche, ist fast strahlend blauer Himmel. Ich bin fast versucht, das persönlich zu nehmen.

Durch die relativ kurze Tour und der Tatsache, dass die Pausen bei dem Wetter kürzer ausfallen, komme ich bereit um 15:30 im Hotel an. Nach dem Duschen mache ich also noch (bei strahlendem Sonnenschein!!) einen Spaziergang in die wunderschöne Lauenburger Altstadt.

Morgen geht es dann nach Hause. Laut Wetter.com erwartet mich dabei ein Gegenwind mit 38 km/h und eine Regenwahrscheinlichkeit von 90%. Das braucht kein Mensch. Deshalb beschließe ich, lediglich 50 km bei Hamburg-Harburg zu fahren und von dort mit dem Zug zu fahren. Also buche ich kurzerhand ein Bahnticket. Und ich werde es wohl nie verstehen, warum ich dann am Schalter bzw. Automaten noch eine Fahrradkarte kaufen muss. Was genau ist denn so schwierig daran, ein Fahrradticket, das immer nur 9,-€ kostet, egal wohin man fährt, digital über die Bahn-App zu verticken. Das Internet ist wohl noch zu sehr Neuland 😂

Mittwoch, 24.05.2023

Tag 8

Von Lauenburg nach Cuxhaven


Heute geht es nach Hause. Es war offensichtlich die richtige Entscheidung, mich für das letzte Stück ab Hamburg für den Zug zu entscheiden. Heute Morgen ist es kalt und es fällt leichter Sprühregen. Um 8:00 starte ich für die die letzten 49 km Richtung Bahnhof Hamburg-Harburg. Noch ein letzte Fährüberfahrt und um kurz nach elf bin ich da.

Nun muss ich nur noch schnell die Fahrradkarte kaufen, um dann mit dem Fahrstuhl auf den Bahnsteig zu gelangen. Die Fahrstühle auf diesem Bahnhof sind kürzer als ein Fahrrad lang ist. In solchen Fällen muss ich mein Rad rückwärts in die Kabine schieben. Dann muss ich die hintere Bremse ziehen und kann so das Vorderrad hochziehen, sodass die Tür schließen kann.

Pünktlich um 11:24 fährt de Zug ab, und um 12:50 erreiche ich Cuxhaven, wo mich meine liebe Frau bereits erwartet.

Insgesamt habe ich auf dieser Reise in knapp 37 Stunden 1039 km mit dem Fahrrad zurückgelegt, habe dabei sechs mal die Elbe mit der Fähre überquert und bin bis in eine Höhe von 1400 Meter geradelt.

Und was kommt als Nächstes?

Die nächste große Tour werde ich, wenn nichts dazwischen kommt, am 28. Juli 2024 vom österreichischen Wels aus unternehmen. Dann werde ich in 6 Tagen 890 km nach Cuxhaven radeln. Da der Termin feststeht, kann ich die Reise leider nicht verschieben, wenn das Wetter nicht mitspielt. Selbstverständlich werde ich auch dann wieder hier berichten.