Liegerad – Pro und Kontra

Pro Liegerad

Fast Jeder kennt das vom „normalen“ Fahrradfahren: Nach einiger Zeit tut einem das werte Hinterteil weh, die Handgelenke schmerzen, der Rücken meldet sich und die Genitalien werden taub. Das sind alles Beschwerden, die man bei einem Liegerad getrost vergessen kann. Durch die halbliegende Stellung ist die Wibelsäule weitestgehend unbelastet. Auf den Händen lastet keinerlei Gewicht.

Der Windwiderstand ist deutlich geringer. Und das macht meines Erachtens den größten Vorteil aus. Denn was hindert uns daran, nach Überwindung der Massenträgheit immer schneller und schneller zu werden? Das sind in erster Linie Roll- und Windwiderstand. Die Rollwiederstände kann man durch Erhöhung der Luftdrucks reduzieren. Den Windwiderstand nur dadurch, dass man versucht dem Wind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Dies ist ja auch der Grund, warum Radrennfahrer den Körper weit herunter gebeugt habe. Bei einem Liegerad ergibt sich diese Querschnittverringerung automatisch durch die liegende Stellung. Anders als beim Rennrad jedoch muss man den Kopf aber nicht weit in den Nacken legen, um nach vorn zu sehen, sondern legt den Kopf nach vorn und hat den Horizont im Blick, was versentlich angenehmer ist. Insbesondere, wenn man eine Kopfstütze hat

Man ist, zumindest mit einem Kurzlieger, genauso wendig wie mit einem „normalen“ Rad. Eine gewisse Übung natürlich vorausgesetzt.

Eine Hinterradfederung absorbiert bei Tourenrädern nicht nur die Schlaglöcher, sondern auch unsere Kraft. Der Grund ist folgender: Das Rad wird bewegt, indem die Pedale nach unten gedrückt wird. Diese Kraft wirkt auch auf die Feder, die bei jedem Tritt leicht einfedert. Die Kraft, die dafür notwendig ist, geht von der Vortriebskraft verloren. Ganz anders bei Liegerad. Die Pedale werden nach vorn gedrückt, also in Fahrtrichtung. Die entwickelte Kraft geht also nicht in der Feder verloren, sondern wird vollständig der Antriebseinheit zugeführt.

Ein Sturz ist in der Regel „Halb so schlimm“. Das liegt in der Natur der Sache, wenn man bedenkt, dass der Sitz Rund 40%, der Kopf sogar bis zu 60% niedriger ist als auf einem Tourenrad. Lässt man die Hände baumeln, wird man feststellen, dass bis zu Boden nur etwa 10-20 cm fehlen. Und es wird wohl jeder zustimmen, dass es beim Sturz ein entscheidender Vorteil ist, ob die Hand, mit der man sich reflelxartig abstützt, 20cm oder über einen Meter bis zum Boden braucht. Ich habe mich bis jetzt zweimal aus voller Fahrt langgelegt. Beim ersten Mal habe ich mir die Handballen zerkratzt, weswegen ich seither immer gepolsterte Fahrrad-Handschuhe trage. Das zweite Mal hat es mich bei über 30 km/h durch eine Bahnschiene vom Rad gerissen. Außer einem riesen Schreck ist nichts passiert.

Kontra Liegerad

Man wird schlechter gesehen. Das ist ganz klar ein Sicherheitproblem. Fahrräder werden ohnehin von anderen Verkehrsteilnehmern schlechter wahrgenommen. Man rechnet aber noch weniger mit einem Fahrrad, dass inclusive Fahrer nur etwa einen Meter hoch ist und dann auch auch noch meist schneller als ein „richtiges“ Fahrrad ist. Eine Fahne wie am Kinderfahrrad kann da etwas Abhilfe schaffen. Für mich auf langen Touren ein absolutes muss. Ebenso wie Helm und Handschuhe.

Liegeräder mögen keine Steigungen. Bei meiner ersten größeren Tour durch die Holsteinische Schweiz habe ich im wahrsten Sinn des Wortes erfahren, dass Steigungen nicht unbedingt Spaß machen und extrem kräftezehrend sind. Gut, ich hatte auch noch einen Anhänger mit 15 kg Gepäck hinten dran, aber auch ohne wäre es eine Strapaze gewesen. Was bei einem Liegerad nämlich fehlt, ist die Möglichkeit in den Wiegeschritt zu gehen und den gesamten Körper in die Arbeit mit einzubeziehen. Beim Liegerad dagegen muss die gesamte Kraft aus den Oberschenkeln kommen. Allerdings entlocken Steigungen, nachdem ich meinem Liegerad einen Hinterrad-Nabenmotor spendiert habe, nur noch ein müdes Lächeln.

Das war’s aber auch schon, was mir als Nachteile einfällt.

Fazit

Ich möchte heute nicht mehr tauschen. Klar, am Anfang war es ungewohnt. Ich fühlte mich unsicher, musste quasi noch einmal Fahrradfahren lernen. Aber diese Unsicherheit vergeht ganz schnell. Was bleibt, ist purer Fahrspaß.

 

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